Wer will mich? Sparer bei Banken zunehmend unerwünscht
„Ich habe nichts zu verschenken“. Mit diesem Spruch des mittlerweile verstorbenen Testimonials Niki Lauda buhlte der niederländische Finanzkonzern ING über seine österreichische Onlinebank-Schiene ING DIBA um Spareinlagen in der Alpenrepublik. Mit speziell zum Markteintritt vor 18 Jahren sehr attraktiven Zinsen konnten bis dato rund 430.000 Sparer als Kunden gewonnen werden. Die extreme Niedrigzinspolitik der europäischen Zentralbank hat allerdings in den letzten Jahren das Spareinlagengeschäft für Kreditinstitute zunehmend unattraktiver gemacht. Weil der ING Konzern es in Österreich nicht geschafft hat, seine Sparkunden auch mit aus Banksicht lukrativeren Produkten zu versorgen, erfolgt nun der komplette Rückzug aus dem Privatkundengeschäft. 430.000 Sparer müssen sich nun für ihre Einlagen ein neues Zuhause suchen. Auf attraktive Spareinlagenangebote von anderen Banken dürfen sie dabei allerdings nicht wirklich hoffen.
Spareinlagen derzeit kein lukratives Geschäft
Nicht nur Sparer mit de facto Null Prozent Zinsen, auch die Kreditinstitute sehen sich derzeit im Einlagengeschäft vordergründig in der Opferrolle. Der Zuwachs an neuen Kundeneinlagen bei heimischen Banken war just während der Coronakrise im Jahr 2020 mit 32,9 Milliarden Euro so hoch wie noch nie und hat das Gesamtvolumen auf 415,9 Milliarden Euro getrieben. Das Wachstum im Finanzierungsgeschäft kann da bei weitem nicht Schritt halten, die Kreditinstitute müssen daher die überschüssige Liquidität teuer bzw. mit negativen Zinsen bei der europäischen Zentralbank parken. Immer mehr Finanzinstitute geben diese Selbstkosten in Form einer „Verwahrgebühr“ von in der Regel 0,5 Prozent an ihre Endkunden weiter. Bei klassischen Sparprodukten ist das allerdings in Österreich im Gegensatz zu Girokonten nicht erlaubt. Ähnlich der ING DIBA steht es aber jedem Institut frei bestehende Konten aufzukündigen oder Kundengelder einfach nicht anzunehmen.
Banken generell im Rückzug
Die Führungsetage des ING Finanzkonzerns begründete den Rückzug aus dem österreichischen Privatkundengeschäft neben dem unrentablen Geschäft mit Spareinlagen auch damit, dass man in gesättigten heimischen Bankenmarkt an seine Wachstumsgrenzen gestoßen wäre. Dabei sind seit dem Markteintritt von ING in Österreich in den letzten 18 Jahren nicht weniger als 43 Prozent bzw. 343 der eigenständigen Bankinstitute verschwunden bzw. in Fusionen aufgegangen. Mit Ende 2020 aber immerhin noch 457 autonomen Kreditinstituten– davon 354 alleine aus dem Raiffeisensektor – zählt Österreich im internationalen Vergleich immer noch als Land mit einer extrem hohen Dichte an Banken je Einwohner. Experten sehen in naher Zukunft eine Fortsetzung dieses Trends, speziell auch beim Filialnetz der Banken. Dieses schrumpfte seit 2003 um 1.297 Zweigstelle auf nunmehr 3.048 Filialen.
Tipp – Persönliche, unabhängige Beratung nutzen
Wir erleben derzeit außergewöhnliche Herausforderungen rund um Bankprodukte und ein dynamisches Aussterben von regionalen Filialen bei Kreditinstituten. In diesem Umfeld ist persönliche, unabhängige und verlässliche Beratung besonders wichtig. Sehr gerne sind und bleiben wir als persönlicher und kompetenter Ansprechpartner mit einem umfassenden Marktüberblick an ihrer Seite. Wir helfen ihnen selbstverständlich auch ein neues Zuhause für ihre Spareinlagen zu finden und beraten sie gerne zu lukrativeren Anlagemöglichkeiten.
(Datenquelle: ÖNB)
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