Abfertigungsveranlagungen für Selbständige mit historischem Kursminus

 

Seit dem Jahr 2008 sind selbständig Erwerbstätige verpflichtet, Beiträge in einer Abfertigungskasse anzusparen. Die entsprechenden Kontonachrichten für das Anlagejahr 2022 waren äußerst unerfreulich. Mit einem Kursminus von durchschnittlich 7,73 Prozent sind die Anlageergebnisse im Vorjahr so schlecht wie noch nie ausgefallen. Keine der aktuell acht am österreichischen Markt vertretenen Vorsorgekassen, die gemeinsam Abfertigungsansprüche in Höhe von über 16,5 Milliarden Euro verwalten, konnte 2022 ein positives Ergebnis verbuchen. Allerdings kann man den Anlagemanagern nicht kollektive Fehlspekulationen am Kapitalmarkt vorwerfen. Der rasante Zinsanstieg ist für die Kursverluste hauptverantwortlich und sollte in Zukunft sogar wieder für deutlich bessere Anlageperspektiven sorgen.

 

Einführung Abfertigungsvorsorge im Jahr 2008

Mit 1. Jänner 2008 wurde der Beitrag in die gesetzliche Krankenversicherung für Wirtschaftstreibende von 9,1 auf 7,65 Prozent abgesenkt. Mit 1,53 Prozent geringfügig mehr als die entsprechende Ersparnis müssen Selbständige seither in einer Abfertigungskasse ansparen. Der Satz von 1,53 Prozent entspricht übrigens exakt jenem Wert, welcher für Dienstnehmer im Regelwerk „Abfertigung neu“ investiert werden muss. Im Unterschied zu Unselbständigen ist für Unternehmer allerdings die Prämie für die Abfertigungsvorsorge mit der Höchstbeitragsgrundlage (derzeit 81.900 Euro pro Jahr) gedeckelt. Steuerlich ist diese Art der langfristigen Kapitalanlage für Firmeninhaber durchaus attraktiv. Die Einzahlungen können voll als Betriebsausgabe abgesetzt werden, Kapitalabfindungen werden nur mit 6 Prozent besteuert. Lässt man sich die Abfertigungsansprüche über eine Pensionskasse als monatliche Rente auszahlen, ist diese sogar komplett steuerfrei.

 

Eingeschränkte Verfügungsmöglichkeiten

Während Arbeitnehmer bei einvernehmlicher Auflösung eines Dienstverhältnisses oder bei Kündigung durch den Arbeitgeber sofort über die in Abfertigungskassen angesparten Guthaben verfügen können, müssen Selbständige nach Aufgabe ihrer gewerblichen Tätigkeit zumindest zwei Jahre auf einen Kapitalzugriff warten. Ausnahmen bzw. sofortige Verfügbarkeit gelten im Rahmen eines Pensionsantritts oder bei Ableben des Firmeninhabers nach Abhandlung des Verlassenschaftsverfahrens. Umgekehrt besteht auch keine Verpflichtung, sich das Kapital bei Aufgabe des Unternehmens auszahlen zu lassen. Dieses kann entweder bei der bestehenden Abfertigungskasse veranlagt bleiben oder – falls ein unselbständiges Dienstverhältnis aufgenommen werden sollte – an die Abfertigungskasse des neuen Arbeitgebers übertragen werden.

 

Zinsanstieg für Kursverluste hauptverantwortlich

Grundsätzlich legen die Vorsorgekassen die ihnen anvertrauten Gelder für die Abfertigungsansprüche konservativ an. Seit 2004 gab es über den Durchschnitt aller Anbieter nur drei Jahre mit negativen Ergebnissen, wobei die Jahre 2008 und 2018 mit Kursrückgängen von knapp unter 2 Prozent deutlich besser als 2022 mit einem Minus von 7,74 Prozent verlaufen sind. Vorsorgekassen investieren überwiegend in Anleihen, der extrem schnelle Anstieg der Zinsen sorgte in dieser Anlagekategorie für deutliche Kursverluste. Österreichische Staatsanleihen beispielsweise verloren 2022 im Durchschnitt um 21,3 Prozent an Kurswert, weil vergleichbare neue Papiere plötzlich um rund 3 Prozent pro Jahr mehr Zinsen abgeworfen haben. Die höheren Zinsen sind gleichzeitig für die Zukunft aber auch gute Nachrichten für die Vorsorgekassen, welche nun daraus wieder deutlich attraktivere Erträge generieren können. Unter dem Strich wird ein Bezieher einer Abfertigung jedenfalls nicht mit einem Kursminus aussteigen, die Vorsorgekassen müssen für die einbezahlten Beträge eine Kapitalgarantie abgeben.

 

Tipp – Vorsorgemaßnahmen ganzheitlich planen

Die Ertragsentwicklung bei den Vorsorgekassen im Jahr 2022 braucht man nicht künstlich schönreden. Wichtig ist jedoch in solchen Situationen, mit Experten über die Hintergründe und die potenziellen Konsequenzen und Erwartungen für die Zukunft zu sprechen. Und generell ein ganzheitliches Vorsorgekonzept für wirtschaftlich schwierige Zeiten und natürlich die Alterspension unter Einbindung sämtlicher Kapitalanlagen zu erstellen. Hierbei ist gerade für Selbständige besonders wichtig, sich Klarheit über potenzielle Sozialversicherungsansprüche und die voraussichtliche Höhe der Alterspension zu verschaffen.

 

 

(Datenquelle: ÖNB, Fachverband Pensions- und Vorsorgekassen)

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