Kostenfalle Hubschrauberbergung - Ein Interview mit Katharina S.

 

Im Winter hat nicht nur das Pistenvergnügen Hochsaison, auch die Unfallrate steigt durch den Spaß auf Weiß rasant an. Laut einer Erhebung des Kuratoriums für Verkehrssicherheit kam es im Jahr 2014 zu unglaublichen 51.200 Unfällen beim Wintersport. Doch das Schmerzrisiko ist nicht das einzige, was Erlebnissuchende auf sich nehmen. Das hat auch Katharina S. (27) aus dem Pinzgau am eigenen Leib im vergangenen Jahr erfahren müssen. Im Interview erzählt sie vom teuersten Samstag ihres Lebens.

 

Putzmunter sitzen Sie nun vor mir. Doch vor etwa einem Jahr sah die Welt für Sie ganz anders aus.
Was ist passiert?

 

Katharina S.: (lacht) Nun ja, eigentlich begann alles ganz harmlos. Es war Samstag, die Sonne schien und die Pistenverhältnisse hätten besser nicht sein können. Mein Freund und ich packten mittags unsere Ski-Ausrüstung und waren kurz darauf schon am Berg. Zwar bin ich keine Anfängerin, doch meine körperliche Kondition war zu dem Zeitpunkt nicht unbedingt die beste und ehe ich mich versah, stürzte ich. Es war schnell klar, dass ich es aus eigener Kraft unmöglich ins Tal schaffen konnte und so verständigte mein Freund den Notarzthubschrauber.

 

Hätten Sie zu diesem Zeitpunkt schon vermutet, dass das eigentliche Problem erst mit dem Eintreffen des Hubschraubers startet?

 

Katharina S.: Nein, niemals! Wer denkt mit einer akuten Verletzung und als sozialversicherter Dienstnehmer schon daran, für den Transport ins Krankenhaus selber aufkommen zu müssen.

 

Wurden Sie über anfallende Transportkosten durch den Hubschrauber informiert?

 

Katharina S.: Das kann ich so jetzt nicht mehr ganz genau sagen. Meine Schmerzen waren enorm, ich war benommen und stand auch unter Schock. Ich wollte nur Hilfe und dass mich jemand irgendwie von den Schmerzen befreit. Ich kann mich nur mehr vage an den Flug selbst erinnern, Herr meiner Sinne war ich nicht und darum weiß ich auch nicht mehr, was rund um mich geschah.

 

Wann erreichte Sie die Hiobsbotschaft?

 

Katharina S.: Das ging recht rasch – etwa zwei Wochen nach dem Unfall erhielt ich die Rechnung über die Hubschrauber-Transportkosten. Sie müssen sich vorstellen: Ich hatte keine Rechnung erwartet, und schon gar keine mit einer solch horrenden Summe. Zu sagen „mir fiel alles runter“ wäre blanke Untertreibung – mir wurde schwarz vor Augen und ich konnte und wollte nicht glauben, was da steht. Aber es war so.

 

Knapp 4.000 € betrug die offene Forderung im Schreiben. Eine Summe, die man erst einmal berappen muss. Wie gingen Sie weiter vor?

 

Katharina S.: Nachdem ich mit meinem Freund die Sachlage besprochen hatte, kontaktierte ich zuerst die Sozialversicherung. Ich konnte nicht glauben, dass diese den Betrag nicht decken würden. Doch ich wurde eines Besseren belehrt, nämlich, dass „Bergungskosten und die Kosten der Beförderung bis ins Tal bei Unfällen in Ausübung von Sport und Tourismus nicht zu ersetzen sind“.

 

Dennoch erhielten Sie von der Krankenkasse einen Zuschuss der durch eine Ausnahmeregel herrührt ...

 

Katharina S.: Ja, ansonsten hätte sich der Betrag auf beinahe 4.900 € belaufen! Die Ausnahmeregel trat deshalb in Kraft, weil ich so oder so einen Hubschrauber zum Transport benötigt hätte, selbst wenn der Unfall im Tal passiert wäre.

 

Das heißt, dass ein Transport mit einem Rettungshubschrauber vom Berg bis ins Tal 4.900 € kostet?

 

Katharina S.: Bei mir war es zumindest so. Den Transport vom Tal bis zum Krankenhaus übernimmt die Krankenkasse nämlich komplett.

 

Wie geht es nun weiter? Werden Sie Beschwerde einlegen?

 

Katharina S.: Nein. Nach Rücksprache mit meinem Anwalt macht das keinen Sinn. Es war sozusagen mein Risiko, Skifahren zu gehen und das wird eben als „individuelles Risiko“ angesehen. Laut Gesetz können Krankenkassen selbst bestimmen, wo ihre Leistungen beginnen und enden. Mein sonniger Samstag lag außerhalb dieses Leistungsspektrums. Es wird auch argumentiert, dass ich für solche „kalkulierbaren privaten Risiken“ selbst Vorsorge zu treffen habe.

 

Das heißt, sie müssen in den sauren Apfel beißen und den Betrag in Höhe von 4.000 Euro vollständig bezahlen?

 

Katharina S.: Ja, so sieht's leider aus. Das einzige, was vor so einem Dilemma geschützt hätte, wäre eine private Unfallversicherung gewesen, die auch solche Transportkosten deckt. Leider erkennt man eine Notwendigkeit dieser Art erst immer dann, wann es zu spät ist.

 

Abschließend: Haben Sie noch einen Tipp?

 

Katharina S.: Oh ja! Egal ob Sommer- oder Wintersport: Alle die sich gerne draußen aufhalten, sollten nicht nur in die passende Kleidung und das notwendige Equipment investieren, sondern auch in die entsprechende Unfallversicherung. Ich hab jetzt eine, und die monatlichen Kosten dafür sind auch sehr überschaubar.

 

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